Leben oder Lebensumstände?

Diese Unterscheidung erscheint mir außerordentlich wichtig, denn sie gibt uns Handlungsspielraum und bringt uns in unsere Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zurück. Das gilt grundsätzlich für die Achtsamkeit im Umgang mit Worten. Worte sind Klangfolgen, die Schwingungen erzeugen und damit eine immense Wirkung im Feld erzielen. 

Wie häufig sagen und hören wir: Mein Leben ist oder war so und so … und dann folgen Beschreibungen, die gar nicht das Leben als solches betreffen, sondern die gegenwärtigen oder vergangenen, manchmal auch die zukünftigen Umstände beschreiben. Was also ist das Leben als solches, wenn es nicht unsere Umstände sind? 

Die Antwort ist so simpel, wie Antworten manchmal sein können: Das Leben ist! Mehr können selbst die Wissenschaftler im Moment nicht sagen, sie haben keine exakte Definition vom Leben! Es gibt nur Beschreibungen der Ausprägungen des Lebens, doch keine Definition. Also bleiben wir dabei: Das Leben ist und schauen uns die Beschreibungen unserer Umstände, unserer Lebensumstände an, wenn wir sagen: Mein Leben ist so und so. Der große Unterschied besteht darin, dass wir das Leben als solches nicht beeinflussen oder verändern können, unsere Lebensumstände aber auf jeden Fall. Das ist unser Handlungsspielraum. 

Oben habe ich die Achtsamkeit im Umgang mit Worten angedeutet. Schauen wir uns deshalb das Wort „Handlungsspielraum“ genauer an und erkennen die wundervolle Beschreibung, die darin steckt: Ein Raum, in dem wir handeln und spielen können! Das bringt mich zu einer Analogie, denn die Beschreibung erinnert mich sofort an eine Bühne. Auf einer Bühne können wir spielen und damit Handlungen vollziehen. Wir können also sagen, dass die Bühne eine Plattform für unser Leben ist. Die Lebensumstände sind das, was wir auf dieser Bühne vorfinden, aufbauen, kreieren, gestalten und aufführen. Jetzt wird der Unterschied noch deutlicher. Die Bühne ist nicht das Stück, sondern die Plattform, auf der das Stück stattfindet.


Wenn wir mit diesem Bild arbeiten, ergeben sich sogleich viele Fragen: Wer hat das Stück geschrieben, wer ist der Regisseur, wer der Schauspieler, welche Möglichkeiten und wieviel Gestaltungsfreiraum gibt es auf unserer Lebensbühne?
Für die Beantwortung dieser Fragen hole ich etwas aus. Die Beantwortung braucht ein Weltbild, eine Sichtweise auf das Leben und über die Menschen im Allgemeinen. Sichtweisen sind Konstrukte in unseren Köpfen, die unserem Verstand helfen, die Zusammenhänge zu verstehen. Die folgende Schilderung ist mein Konstrukt. Es hat mir geholfen, Ordnung und mehr Klarheit in meinen Verstand zu bringen. Früher sprach ich von der Seele im Hintergrund. Während meiner schamanischen Ausbildung ergaben sich diesbezüglich die ersten Ungereimtheiten, die dadurch entstanden, dass ich die Worte Seele und Psyche nicht voneinander unterschied, sondern mal das eine und mal das andere benutzte. Das Wort Psyche war nur die fremdsprachliche Übersetzung für Seele … so dachte ich. Die Verwirrung bestand besonders darin, dass ich dachte: Die Seele ist unantastbar und, auf der anderen Seite, konnte die Psyche Schaden nehmen. Das hat sich dankbarerweise erst durch ein neues Denkmodel aufgeklärt. Es ist das Model der Triaden, die im Kosmos entstehen und sich dann bis in unser menschliches Leben hineinweben und dabei drei Stufen ergeben.


Beginnen wir mit der äußeren, kosmischen Ebene. Dort wird die Triade durch Information, Energie und Materie gebildet. Das ist die Ebene der Schöpfung schlechthin. Aus dieser Ebene ergibt sich eine zweite Ebene, auf der das Menschsein angelegt ist, zwar noch nicht verkörpert, aber dennoch im feinstofflichen Bereich. Hier wird aus der Information der Geist, aus der Energie die Seele und aus der Materie der noch nicht verkörperte feinstoffliche Leib. Diese Triade aus Geist, Seele und feinstofflicher Leib bildet das SELBST im Hintergrund unserer Körperlichkeit. Hier ist zu erkennen, dass die Seele einen Teilbereich des SELBSTES bildet.

Die Körperlichkeit bildet dann die dritte Triade: Aus Geist wird Intellekt, aus Seele wird Psyche und aus feinstofflichem Leib unser Körper. Wenn wir uns dieses Bild vor unserem inneren Auge vorstellen, so gibt es drei Kreise, die sich nach innen verdichten. Aus Information wird Geist und Intellekt. Aus Energie wird Seele und Psyche und aus Materie wird feinstofflicher Leib und Körper. Mit diesem Modell kehren wir nun zur Beantwortung der entstandenen Fragen für unsere „Bühnen-Analogie“ zurück und hier werden Positionen an einigen Stellen doppelt vergeben. 

Beginnen wir mit der Frage: Wer hat das Stück geschrieben? Es ist die Ebene des Selbstes. Das Selbst mit seinen Triaden-Anteilen kann keine Erfahrungen in unserer 3D-Realität machen. Dafür braucht es eine Person, den inkarnierten Menschen. Allerdings haben wir durch das Modell gerade gelernt, dass „inkarniert“ nicht das richtige Wort dafür ist, denn wir wissen, dass wir mehr als nur „Fleisch“ sind. Das bessere Wort wäre „inpersoniert“: Als Person in die Realität gekommen. Vor der Inpersonation wird gemeinsam entschieden, welches Thema das neue Stück verkörpern soll. Wir nehmen ein Lebensthema mit auf den Weg. Durch die bereits vorhandene Bühne und das Bühnenbild (unser gesamtes Umfeld), erschaffen wir uns im Vorfeld bereits eine Art Grundausstattung. Gemeinsam schreiben SELBST und werdender Mensch das Stück. Das SELBST ist der Regisseur und ein Schauspieler ohne Rolle. Die aktive Rolle in der 3D-Realität übernehmen wir als inpersonierter Mensch. Das SELBST als Schauspieler hat nicht zu jeder Zeit ein „Engagement“. Ist es ohne Engagement, also ohne Rolle, dann gibt es zeitweise keine Inpersonation. 

Viel spannender ist die Beantwortung der Frage nach unseren Möglichkeiten als Mensch auf der Bühne. Wieviel Selbstbestimmung, wieviel Eigenverantwortung, wieviel Gestaltungsspielraum, wieviel Möglichkeiten haben wir wirklich? 

Jetzt kommt die gute Nachricht: ALLE Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung! Es gibt kein Limit! Es ist uns überlassen, wie wir die Rolle ausfüllen und welche Aspekte wir in sie hineingeben. Hier wirkt und begleitet uns das kosmische Gesetzt des „freien Willens“. Auf unserer Bühne bestimmen wir die Umstände, die Mitspieler, die Erweiterung der Grundausstattung und die Priorität. Uns wurde die Macht des freien Willens mitgegeben, die wir bis auf den Grund ausschöpfen oder brachliegen lassen können. Es ist unsere Entscheidung, wie das Bühnenbild aussieht. Es ist unsere Entscheidung, wer mitspielen darf und wer nicht. Es ist unsere Entscheidung, wie kreativ wir sind oder wie langweilig wir die Rolle spielen. Es ist unsere Entscheidung, welche Erfahrungen wir in dieser Rolle machen und sowohl an unser SELBST weiterleiten als auch direkt ins kollektive Feld geben. Es ist in jedem Falle unsere Entscheidung, mit welchen Erfahrungen aus dieser Rolle wir unser Selbst erfreuen! Und das ist der einzige Wunsch unseres SELBSTES: Erfahrungen, die es selber in der 3D- Realität nicht machen kann, durch uns zu erlangen. Bei diesen Erfahrungen geht es nicht um gut oder böse. Alle SELBSTE wollen gemeinsam alle Erfahrungen machen, die im Kosmos zu machen sind … insgesamt gesehen ist dies ohne Präferenz. 

Dieser Umstand lässt uns erahnen, weshalb die Welt so ist, wie sie ist. Weshalb all die Dinge geschehen, die geschehen. Der Kosmos ist voller unterschiedlicher „Interessenlagen“, die die Vielfalt ausmachen. Diese unterschiedlichen Interessenlagen sind auch der Grund, warum es keine „Schuld“ im Kosmos gibt, sondern dieser Begriff nur entstehen konnte, weil Individuen ihre und andere Interessen mit „richtig und falsch“ auf der Personenebene bewerten. 

Im Einzelnen gibt es allerdings Präferenzen und die Präferenzen unseres eigenen SELBSTES können wir als Mensch-Person leicht herausfinden, denn alles, was leicht und fließend geht, ist eine Vorliebe unseres SELBSTES. Es gibt eine Führung, eine Art Navigation durch unser SELBST: Es ist unser sogenanntes Bauchgefühl, unser „Wissen“ darum, ob es für uns stimmig ist oder nicht. Sind wir auf dem bevorzugten Erfahrungsweg, fühlt es sich leicht und fließend an. Wenn nicht, dann ist das quasi die Durchsage des „Navis“ unseres Selbstes: „Wenn möglich bitte wenden“! Doch wir müssen nicht wenden, wir haben einen freien Willen und können uns frei entscheiden, auch gegen unser Bauchgefühl zu handeln. Wir alle kennen das sehr gut. 

Fazit: Das Leben bekommen wir mit all seiner Schönheit, seinen Möglichkeiten und Wundern vom Leben selbst geschenkt. 

Für unsere Lebensumstände sind wir zuständig! Dafür bringen wir Talente mit ins Leben und suchen uns im Vorfeld das soziale Umfeld aus. Nichts ist zufällig … keine Erfahrung und keine Begegnung. Alles dient unserem Weg. 

Wir kommen ins Leben und machen unsere Erfahrungen. Viele davon sind schwierig und unerfreulich, aber nicht alle. Die Gesamtheit dieser Erfahrungen bildet unseren Erfahrungsschatz. Er hat uns ausgebildet und aus ihm können wir unsere Weisheit schöpfen. Es ist unsere freiwillige Entscheidung und bedarf unserer Absichtserklärung … und manchmal auch eines Anstoßes von außen.